GESCHICHTE DES BIELLESE
Archäologische Funde beweisen, daß die ersten Bewohner des Gebietes von Biella, in prähistorischer Zeit, Ligurer und Kelten waren, die sich der Jagd und dem Fischfang, später auch dem Hirtentum widmeten. Dieser Teil der Bevölkerung lebte vornehmlich an Berghängen und in hügeliger Umgebung in der Nähe von Wasserläufen. Ein anderer Teil der ligurischen Bevölkerung, die Vittimuler, bewohnte das Gebiet der Bessa, wo sich die Goldschürfertätigkeit entwickelte, die in römischer Zeit weitergeführt wurde Die archäologischen Funde bezeugen auch für Biella antike Ursprünge: am “Brich Burcina” fand man Arbeitsgeräte, Gebrauchsgegenstände und Geschmeide, die darauf schließen lassen, dass es hier bereits in der Bronzezeit (Ende des 14. Jh v. Chr.) und bis in die gallische Zeit Ansiedlungen gab.
Scheren und Gewichte aus Terrakotta eines vertikalen Webstuhles zeugen von den Anfängen einer Tätigkeit, die Biella zu späterer Zeit berühmt machen würde. Zwei römische Nekropolen hat man am Hang von Piazzo gefunden. In einer wurden mehr als 600 Gräber aus dem 1.-11. Jh n.Chr. gefunden. Gefäße für Parfüm, Behältnisse, Votivstatuen, Geschmeide zeugen von der Existenz einer für jene Zeit bedeutende städtische Ansiedlung. Die römische Siedlung erstreckte sich wahrscheinlich entlang der heutigen Via Italia. Rund um die Kirche von Santo Stefano (4.-5. Jh n.Chr.) entwickelte sich der christliche Teil. Aus dieser Zeit stammen der Glockenturm von Santo Stefano (1872 zerstört), die Unterlagen über die dem Domkapitel angehörenden Häuser, die ebenfalls zerstört wurden, und das Baptisterium (11. Jh. n.Chr.), das bedeutendste Denkmal der Stadt.
Der Name Biella wird zum ersten Mal in einem Schriftstück aus dem Jahr 826 erwähnt, welches dokumentiert, dass die Herrscher des Heiligen Römischen Reiches, Ludwig der Fromme und Lothar, den „Hof von Biella“ ihrem Diener, dem Graf Bosone, schenken. Im Jahr 882 schenkt Karl der Große Biella der Kirche von Vercelli. Die ersten Mauern werden im 10. Jh. errichtet, um sich vor den Barbaren zu schützen. Zu jener Zeit leben in der Stadt Menschen unterschiedlicher Abstammung: Römer, Alemannen, Langobarden und Franken.
Am 12. April 1160 gewährt der Bischof von Vercelli, Uguccione, denjenigen, die sich auf dem Piazzo-Hügel ansiedeln, wichtige Privilegien wie das Recht Handel zu treiben, zu schlachten und Recht zu sprechen, um die Abspaltung Biellas von dem Territorium von Vercelli zu verhindern und sich einen Zufluchtsort während der Kämpfe zwischen Guelfen und Ghibellinen zu sichern. So entsteht der noch heute charakteristischste Stadtteil von Biella: der Piazzo mit der Piazza Cisterna , dem gleichnamigen Palast und den Arkaden, die mit Ziegeln und Steinkapitellen verziert sind. Hier befand sich auch das Schloß von Uguccione, das während der Volksrevolution 1377 zerstört wurde.
1379 übernahmen die Savoyer die Herrschaft über Biella. Zwischen 1372 und 1404 fielen fast alle Gemeinden der Umgebung an die Savoyer. Ende des 14. und Anfang des 15. Jh. gibt es zwischen den Savoyern und den Visconti zahlreiche Kämpfe um den Besitz des biellesischen Territoriums.
Im 17. Jh. wurde Biella von Carlo Emanuele I von Savoyen zur Kreishauptstadt einer der 12 Regierungsbezirke ernannt. Das 17. Jh. ist durch die Kriege zwischen Franzosen und Spaniern gekennzeichnet. Biella war von 1700 bis 1797 von den Franzosen besetzt. Im Jahr 1706 wurde der Bielleser Pietro Micca Sinnbild der Befreiung von Turin, denn er opferte sein Leben und wurde zum Nationalhelden. Das Jahr 1797 zeichnet sich durch die Bauernaufstände gegen die Savoyer aus, welche die Bauern stark unterdrückten. 1859 fällt Biella unter den Regierungsbezirk Novara und verliert so seinen Status als Kreishauptstadt. In jenem Jahr, im zweiten Unabhängigkeitskrieg, wird Biella von den Österreichern besetzt. 1927 fällt Biella unter den Regierungsbezirk Vercelli und dies bleibt so bis zum Jahr 1996. Im 2. Weltkrieg waren die Hügel um Biella während der deutschen Besatzung Schauplatz harter Partisanenkämpfe.